Mittwoch, 24. August 2011

Einfach-Frust-fahren - Immer Ärger mit dem Bus

Es ist schon schlimm. In der Zeitung war zu lesen, dass ein 27 Jähriger einen Busfahrer mit dem Messer den Tod angedroht hat, weil dieser an der Haltestelle nicht lange genug gewartet hat. Um es vorweg klar und deutlich zu sagen, dies ist durch nicht zu entschuldigen und selbstverständlich tut man so etwas nicht. Schließlich lernen die Grundschüler schon im Projekt „faustlos“, wie man Konflikte gewaltfrei lösen sollte.

Aber ganz tief in unserem Inneren, wenn das kleine Teufelchen uns kitzelt, müssen viele von uns zugeben, dass wir auch schuldig sind – im Geist. Denn uns ist auch schon mal bei der Beförderung mit dem Landshuter öffentlichen Nahverkehr das Messer in der Hose aufgegangen – wie das bayerische Sprichwort so treffend formuliert. Ganz still und heimlich und keiner hat es gemerkt. Aber aufgegangen ist es – das haben sie und ich schon mal im Herzen gespürt. Beispiele gefällig:

Vor einigen Jahren hatte meine Tochter mit dem Fahrrad einen Platten und wollte deshalb mit dem Bus auf dem Moniberg. Der Busfahrer weigerte sich trotz des leeren Busses meine Tochter samt Rad mitzunehmen. Ich schrieb einen saftigen Brief an den Leiter der Verkehrsbetriebe. Der fühlte sich angegriffen und schrieb einen noch heftigeren Brief zurück. Der Verweis auf die Vorschriften machte die Realität zur Makulatur. Denn nur wenige Tage später sah ich in genau derselben Linie einen Mann mit Rad. Vielleicht war´s ja ein Promi mit Sonderrechten.

Erst kürzlich berichtete mir Eltern aus Auloh, dass der Busfahrer sich im August 2011 weigerte, den Schülerausweis einer Gymnasiastin anzuerkennen, weil dieser in den Ferien nicht gültig sei. Sie musste ein Erwachsenenticket lösen.

Ein letztes hier zitiertes Beispiel sei ein Fall einer Mutter mit Kind, der der Bus der Linie 5 in der Altstadt vor der Nase weggefahren ist. Sie eilte zu Fuß und mit Kinderwagen zum CCL und erreichten den Bus dort. Der Fahrer sagte nur, es sei ja nicht mit Absicht weggefahren. Selig sind die Unschuldigen.

Diese Mentalität deutscher Linienbusfahrer scheint inzwischen Gegenstand psychologisch Untersuchungen zu sein. Genau zu der letzten Situation ist es mir gelungen, eine Literaturstelle zu finden. So handelt in einem sehr interessanten Buch von Tom Schmitt und Michael Esser mit dem Titel „Statusspiele“ folgender Abschnitt von den sogenannten Busfahrerspiel:

„Der Busfahrer fühlt sich nicht schlecht (...,wenn er einen Menschen steht lässt. Ergänzung der Red.) Der Mensch hätte pünktlich sein sollen. Dann hätte er ihn selbstverständlich einsteigen lassen. Wäre ja seine Pflicht gewesen. Jetzt aber ist das anders. Es gab einen Ermessensspielraum. Der Busfahrer hätte ihn mitnehmen können - hätte – musste er aber nicht. Sein Status war aufgrund seiner Funktion höher. Der sich abhetzende Mensch war auf ihn angewiesen. Sein Pech.

Tiefer Status bei anderen reizt manchen Zeitgenossen, sich selbst zu erhöhen... Kaum jemand kann bei diesem Beispiel auf die Idee kommen, man tue dem Berufstand der Busfahrer Unrecht. Nein. Busfahrer tun so etwas, und mancher Zeitgenosse steht ein wenig ratlos vor dieser Tatsache und fragt sich, ob das kurzlebige Gefühl des kurzfristigen Busfahrertriumphes nicht zu teuer erkauft ist!“

Sehen sie. Diese Passage kommt nicht von mir, sondern aus einem Buch über Machtspiele und Persönlichkeitstrainings. (Verlag Fischer / ISBN 978-3-596-17980-0) Die Landshuter Verkehrsbetriebe, insbesondere die Busfahrer finden sich einfach gut, vor allem seitdem sie Kinostars sind. Wie heißt es so schön: „Sein Status war aufgrund seiner Funktion höher.“ Aber ich befürchte, die Zahl der Fangroupies ist dadurch gering. Der Vollständigkeit halber sei natürlich erwähnt, es gibt auch andere, rücksichtsvolle Busfahrer. Aber wie überall prägen die „Rambos“ das Bild.

Meine Idee für Verbesserungen wäre: Bombardiert die Verkehrsbetriebe mit jedem noch so kleinen Vorfall. Habe ich Bombe gesagt.

Nochmal: Überschüttet die Verantwortlichen mit Briefen und Anrufen. Mist – das hört sich schon wieder nach Steinigung an.

Ein letzter Versuch mit Flowerpower: Übereichen sie nachhaltig ihre Beschwerden - mit Datum, Uhrzeit und Linie.

Denn wir alle wollen doch wirklich gerne (www.)einfachbusfahren(.de) und nicht einfach-Frust-fahren.


Ihr und Euer Edmund Pelikan


Herausgeber des Stadtmagazins Landshut 365

Landshuter Bürger




Montag, 22. August 2011

Bundesverdienstmedaille für Sissi Pöschl

Der Landshuter Oberbürgermeister Hans Rampf überreichte Sissi Pöschl die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Diese Auszeichnung erhielt die Vorsitzende des Vereins „Ecuador – Licht + Schatten“ unter anderem für ihr langjähriges Engagement in Lateinamerika. Daneben übt sie noch weitere Ehrenämter aus. So war sie lange im Pfarrgemeinderat von St. Martin tätig und hilft bereits seit einigen Jahren bei der Ruanda-Hilfe von Dr. Jahn mit. Außerdem ist sie seit langer Zeit Gruppenführerin der Herzoglichen Hofküche bei der Landshuter Hochzeit.

„Aus der Vielzahl der oben genannten Aktivitäten geht hervor, dass sich Sissi Pöschl mit ihrem breiten Engagement außerordentliche Verdienste um das Allgemeinwohl erworben hat“, heißt es in der vom Bundespräsidenten unterschriebenen Laudatio. Darin wird allerdings auch ersichtlich, dass das Hauptaugenmerk der Geehrten auf der Ecuador-Hilfe ihres Vereins liegt.

Diesen gründete sie 1995 nach einer Reise in das arme Land zusammen mit sieben Mitstreitern. Seitdem fungiert sie als Vereinsvorsitzende. Aus kleinen Anfängen wuchs die Hilfsorganisation auf inzwischen mehr als 500 Mitglieder an. In den nunmehr 16 Jahren seines Bestehens hat der Verein mehr als 2,5 Millionen Euro in Projekte und Entwicklungshilfen nach Ecuador überwiesen. Seit einigen Jahren konzentriert sich Sissi Pöschls Engagement auf vier Hauptprojekte. In Qito werden ein Kinderheim und ein Jugendheim betrieben, in Guayaquil eine Schule, Werkstätten, sowie das bekannte Häuserprojekt, bei dem inzwischen 139 Häuschen für die Ärmsten der Armen erstellt wurden. In Playas wird eine Mädchenschule samt Werkstätten unterstützt, in Esmeraldas werden Werkstudenten mit Stipendien versorgt. Auch ein weiteres Projekt, das die Ausbildung einheimischer Indios vorantreibt, dient immer als Hilfe zur Selbsthilfe. Dafür arbeitet der Verein auch mit zahlreichen weiteren Organisationen zusammen, sodass sich inzwischen ein wahres Netzwerk gebildet hat.

Sissi Pöschl nahm die Ehrung sichtlich bescheiden auf. Sie will sie als Auszeichnung für alle Menschen verstanden wissen, die sich in ihrem Verein engagieren. „Nur miteinander können wir etwas erreichen“, sagt sie und hofft darauf, weitere Menschen zur Mithilfe zu motivieren: „Es gibt soviel Not auf der Welt“. Sie wünscht sich, dass es auch anderen so ergeht wie ihr, die sich alle zwei Jahre mit der Situation in Ecuador konfrontiert. „Wenn man das sieht, muss man einfach etwas tun“, betont sie und nennt die Beständigkeit ihres Engagements als wesentliches Element. Die Hilfsprojekte laufen gut, aber nicht von allein. Deswegen wird sie sich auch weiterhin dafür einsetzten: „Da muss man einfach dranbleiben“.

Quelle: Vereinsinformationsblatt Nr. 16 / Juli 2011 von Ecuador Licht und Schatten e.V.