Mittwoch, 21. November 2012

Romantikhotel Fürstenhof: Für Überzeugungstäter!


Der Fürstenhof hat nicht wenige Fans. In den Landshuter VIP-Kommentaren der Printausgabe von „Landshut 365“ wird das Romantikrestaurant immer wieder positiv erwähnt. Doch warum ist er im Stadtmagazin Landshut 365 nicht erwähnt? Wie die geneigten Leser wissen, wollen wird dort nur Restaurants, Gasthäuser und Cafés - aber auch Shoppinggelegenheiten - präsentieren, zu denen wir als Redaktion auch jederzeit Gäste hinschicken würden. Und da liegt unser kleines Problem.  Mehr dazu am Ende.

Wer jetzt aus diesen Zeilen grundlegende Kritik am Essen herausliest, der irrt. Es ergab sich vor kurzer Zeit die Gelegenheit, wieder einmal den Fürstenhof zu testen. Der erste Eindruck: Der Umbau hat sich gelohnt. Die Räume wirken heller, freundlicher und nicht ganz so überladen wie früher. Die Küche ist weiterhin gehoben solide. Wir bekamen Salat mit Poulardenbrust, das Vinaigrette war sehr gut. Als Hauptgericht wählten wir Rehmedaillons mit Topinamburpüree und Entenbrust mit Pilzgraupen. Beide Fleischsorten waren auf den Punkt rosa gegart, und beide Beilagen waren in einer Knusperbrotschleife drapiert. Die Sauce war schön reduziert und harmonierte. Ein wirklich gutes Abendessen, aber nicht gerade üppig. Qualität vor Quantität ist aber grundsätzlich in Ordnung.

Wo ist nun das ABER? Wenn wir jetzt in einem anderen guten Lokal gewesen wären, hätte man sich zufrieden zurückgelehnt. Aber der Fürstenhof verkauft sich nach außen mit einem anderen Anspruch – haubendekorierte Gourmetküche. Wie heißt es so schön in den Fürstenhofveröffentlichungen: André Greuls Kreationen sind in vielen namhaften Gourmetführern mit Auszeichnungen dekoriert. Insbesondere bei den Preisen will man in der Liga der Spitzenköche spielen. Handwerklich wird André Greul dem vielleicht sogar gerecht. Aber es fehlen inzwischen der Witz und der Überraschungseffekt. Wer schon bei Winkler, Haas oder Schwindshackl war, der weiß, was ich meine.

Das war zu Beginn der Greul Ära ab 1992 im Fürstenhof zunächst anders. Heute kosten die meisten Hauptgerichte um die 30 Euro, manche etwas weniger und manche auch mehr. Die A-la-carte-Vorspeisen eher 20 wie 10 Euro. Das bedeutet, ein Hauptgericht mit Vorspeise schlägt mit knappen 50 Euro zu Buche. Wohlgemerkt ohne Getränke. Und da reicht solide Meisterhand nicht aus. Optisch waren beide Hauptgerichte mit Reh und Ente durch die gleichartige Präsentation nicht zu unterscheiden. Ungewöhnlich für die Spitzengastronomie! Ob im Tantris bei Hans Haas oder in der Residenz bei Heinz Winkler hat jedes Gericht seine individuelle optische Note. Unfairer Vergleich? Dann blicken wir einfach innerhalb Landshut auf den Bernlochner mit dem Küchenchef Helmut Krausler – auch ein vor Jahren sternegeschmückter Spitzenkoch. Dort schafft man es, bei exzellenter Qualität ein hervorragendes Dreigangmenü für 35 Euro zu servieren.

Und der Service? Das ist in der gehobenen Gastronomie nicht die Kür, sondern die Pflicht . Wir wurden zwar bei der Bestellung von der kompetenten und freundlichen Fürstenhofchefin Simone Greul bedient, assistiert wurde sie von zwei Servicekräften, die eher dem Auszubildendenbereich zuzurechnen waren. Das ist nicht schlimm, wenn es gutes Personal ist. Wenn jedoch dieses mehr dem ersten Lehrjahr zuzurechnen ist, ist es im Sinne des Gesamtpaketes eines "Sternehauses", die angehenden Servicekräfte langsam an den Gast heranzuführen. In der Spitzengastronomie kommt es auf das Verhältnis zwischen Lehrpersonal und Lernenden an.

Auf den Punkt gebracht: Wer preisunempfindlich ist, bekommt sehr gute Ware, beste Kochkunst und durchschnittlichen Service. Vielleicht ist es der Effekt, sagen zu können, man habe im Romantikhotel Fürstenhof gespeist. Die Redaktion „Landshut 365“ ist jedoch der Meinung, dass das Preis-Leistung-Verhältnis und der Service bei dem eigenen Anspruch dieses Romantikhotels steigerungsfähig sind. Und wir sehnen uns nach der Kreativität der ersten Greul-Jahre zurück.

Wenn wir heute nach einem Tipp mit bezahlbarer Gourmetküche in Landshut und Umgebung gefragt werden, empfehlen wir die Theatergaststätte Bernlochner oder den Sebastianihof in Johannesbrunn.