Der Fürstenhof hat nicht wenige Fans. In den Landshuter VIP-Kommentaren
der Printausgabe von „Landshut 365“ wird das Romantikrestaurant immer
wieder positiv erwähnt. Doch warum ist er im Stadtmagazin Landshut 365 nicht
erwähnt? Wie die geneigten Leser wissen, wollen wird dort nur Restaurants,
Gasthäuser und Cafés - aber auch Shoppinggelegenheiten - präsentieren, zu denen wir
als Redaktion auch jederzeit Gäste hinschicken würden. Und da liegt unser
kleines Problem. Mehr dazu am Ende.
Wer jetzt aus diesen Zeilen grundlegende Kritik am Essen herausliest,
der irrt. Es ergab sich vor kurzer Zeit die Gelegenheit, wieder einmal den
Fürstenhof zu testen. Der erste Eindruck: Der Umbau hat sich gelohnt. Die Räume
wirken heller, freundlicher und nicht ganz so überladen wie früher. Die Küche
ist weiterhin gehoben solide. Wir bekamen Salat mit Poulardenbrust, das
Vinaigrette war sehr gut. Als Hauptgericht wählten wir Rehmedaillons mit
Topinamburpüree und Entenbrust mit Pilzgraupen. Beide Fleischsorten waren auf den
Punkt rosa gegart, und beide Beilagen waren in einer Knusperbrotschleife
drapiert. Die Sauce war schön reduziert und harmonierte. Ein wirklich gutes
Abendessen, aber nicht gerade üppig. Qualität vor Quantität ist aber
grundsätzlich in Ordnung.
Wo ist nun das ABER? Wenn wir jetzt in einem anderen guten
Lokal gewesen wären, hätte man sich zufrieden zurückgelehnt. Aber der
Fürstenhof verkauft sich nach außen mit einem anderen Anspruch –
haubendekorierte Gourmetküche. Wie heißt es so schön in den Fürstenhofveröffentlichungen:
André Greuls Kreationen sind in vielen namhaften Gourmetführern
mit Auszeichnungen dekoriert. Insbesondere bei den Preisen will man in der Liga der
Spitzenköche spielen. Handwerklich wird André Greul dem vielleicht sogar gerecht.
Aber es fehlen inzwischen der Witz und der Überraschungseffekt. Wer schon bei
Winkler, Haas oder Schwindshackl war, der weiß, was ich meine.
Das war zu Beginn der Greul Ära ab 1992 im Fürstenhof
zunächst anders. Heute kosten die meisten Hauptgerichte um die 30 Euro, manche
etwas weniger und manche auch mehr. Die A-la-carte-Vorspeisen eher 20 wie 10
Euro. Das bedeutet, ein Hauptgericht mit Vorspeise schlägt mit knappen
50 Euro zu Buche. Wohlgemerkt ohne Getränke. Und da reicht solide Meisterhand
nicht aus. Optisch waren beide Hauptgerichte mit Reh und Ente durch die gleichartige
Präsentation nicht zu unterscheiden. Ungewöhnlich für die Spitzengastronomie! Ob im Tantris bei Hans Haas oder in der Residenz bei Heinz Winkler hat jedes
Gericht seine individuelle optische Note. Unfairer Vergleich? Dann blicken wir
einfach innerhalb Landshut auf den Bernlochner mit dem Küchenchef Helmut
Krausler – auch ein vor Jahren sternegeschmückter Spitzenkoch. Dort schafft man
es, bei exzellenter Qualität ein hervorragendes Dreigangmenü für 35 Euro zu
servieren.
Und der Service? Das ist in der gehobenen Gastronomie nicht
die Kür, sondern die Pflicht . Wir wurden zwar bei
der Bestellung von der kompetenten und freundlichen Fürstenhofchefin Simone
Greul bedient, assistiert wurde sie von zwei Servicekräften, die eher dem Auszubildendenbereich
zuzurechnen waren. Das ist nicht schlimm, wenn es gutes Personal ist. Wenn
jedoch dieses mehr dem ersten Lehrjahr zuzurechnen ist, ist es im Sinne des
Gesamtpaketes eines "Sternehauses", die angehenden Servicekräfte langsam an den Gast heranzuführen. In der Spitzengastronomie kommt es auf das Verhältnis zwischen Lehrpersonal und
Lernenden an.
Auf den Punkt gebracht: Wer preisunempfindlich ist, bekommt sehr
gute Ware, beste Kochkunst und durchschnittlichen Service. Vielleicht ist es der Effekt, sagen zu können, man habe im Romantikhotel
Fürstenhof gespeist. Die Redaktion „Landshut 365“ ist jedoch der Meinung, dass
das Preis-Leistung-Verhältnis und der Service bei dem eigenen Anspruch dieses Romantikhotels steigerungsfähig sind. Und wir
sehnen uns nach der Kreativität der ersten Greul-Jahre zurück.
Wenn wir heute nach einem Tipp mit bezahlbarer Gourmetküche
in Landshut und Umgebung gefragt werden, empfehlen wir die Theatergaststätte
Bernlochner oder den Sebastianihof in Johannesbrunn.