Montag, 29. April 2019

Restaurant Rauchensteiner: Nichts für Gäste mit Serviceanspruch und eigener Meinung - Ein guter Grund, dieses wunderschöne Lokal nie mehr zu besuchen.



Wir waren in dem renovierten Vorzeigegasthaus schon öfters, aber nach den Konzeptänderungen schon länger nicht mehr. Am 26.04. wollten wir uns mittags auf der Terrasse kurz stärken, jedoch spielte das Wetter nicht mit, und wir mussten ins Lokal ausweichen. Und da fingen die Probleme an. Wir mögen es nicht, uns an Zweiertischchen zu drängen und wählten deshalb einen großen Fünfertisch. Da haben wir nicht die Rechnung mit der vermeintlichen Chefkellnerin – laut späterem Beleg mit dem Namen Nicole – gemacht.
„Wir sollen uns doch bitte an einen Zweiertisch setzen“, war der spröde Kommentar der Kellnerin. Unseren Einwand, dass ein weiterer Tisch für vier Personen und der große Tisch mit acht Plätzen noch frei sei, konterte sie selbstbewusst, dass sie das durchzusetzen habe und wir schließlich an die anderen potenziellen Gäste denken sollten. Also zogen wir zähneknirschend um. Eigentlich sollte man hier gleich das Haus verlassen, durch aber nachfolgende Termine wollten wir dann eine Kleinigkeit doch essen. Schlimmer kann es ja nicht werden – dachten wir.
Dass man bei der Bestellung dann stilles statt spritziger Wässer bekommt, kann ja korrigiert werden. Dass das andere Personal immer wieder alle Gäste – auch uns – nach dem Befinden fragt, war positiv. Wenn man aber dann bei dem Service-Pitbull zahlen wollte, lief die Servicekraft Nicole zu einem Egotrip bester Güte auf. 

Stufe eins: Wir wollen mit einem Hunderter bezahlen, sie kann nicht herausgeben, bemerkt aber: „Ich sehe da einen Fünfziger bei Ihnen im Geldbeutel, es geht also kleiner bei Ihnen.“ 

Stufe zwei: Als der Fünfziger liegt, fragt sie, was ich nun herausbekomme. Ich habe wirklich keine Lust auf Trinkgeld und unterstreiche, dass es Trinkgeld nur bei gutem Service gibt, also heute nicht. Ihre Reaktion: Wenn Sie das brauchen. Sie streicht mehrmals durch ihren Kellnerinnen-Geldbeutel, und entfernt sich mit den Worten: „Ich muss meine Kolleginnen nach zehn Centstücken fragen.“ 

Dann kommt Stufe drei und die ist vom Feinsten: Als sie wiederkommt, legt sie mir - bei einem Rechnungsbetrag von 22,90 Euro -Wechselgeld von 26,10 Euro hin. Sie geht weg und muss sie leider nochmals an unserer (kleinen) Tisch rufen und zeige ihr das Wechselgeld. Sie ist ganz unwillig und fragt „Und?“. Als ich ihr vorrechne, dass ein Euro fehlt, tauscht sie mit merklichem Unwillen das ein Euro-Stück gegen einen Zwickel. Der Abschluss ist genauso ungeschickt, wenn nicht sogar unverschämt, wie der Beginn. Sie fragt noch: „Und passt es jetzt.“ Darauf ich: „Jetzt schon!“ Und sie ganz schnippisch: „Dann ist es ja gut!“ Eine Entschuldigung wäre wohl angebrachter gewesen.
Nur der Vollständigkeitshalber sei gesagt. Es kam im Verlauf unseres unschönen Besuches im Restaurant Rauchensteiner keine große Gruppe und sowohl der Vierertisch als auch der Sechsertisch wie auch der Clubtisch im Vorraum blieben frei. Fast schon paradox ist, dass einem Zweierpärchen sogar von einer anderen Bedienung der Vierertisch angeboten wurde, diese sich dann aber für einen Zweierecktisch entschieden. Wahrscheinlich waren diese Gäste bereits Stammgäste bei Nicole.
Und auch noch erwähnenswert: Das Essen war gut.

Einen zahlenden Gast in solch einem Ton zu vergraulen, ist schon eine Leistung der besonderen Art. Jeder Gast versteht, wenn ein Lokal Platzprobleme hat, aber hier gab es keine. Die waffenscheinpflichtige Servicekraft namens Nicole wirkte, als fühle sie sich durchgehend im Recht. Mindestens beim fehlerhaften Wechselgeld ist sie deutlich über das Ziel hinausgeschossen. Wir waren nach einer halben Stunde wieder gegangen, natürlich ohne etwas Zusätzliches zu verkosten. Unser Motto: So schnell wie möglich dieses ungastliche Haus verlassen.

Nach verschiedenen Konzepten und Betreiberwechsel hätte ich der Rauchensteiner GmbH und seinem rührigen Besitzer Dr. Schaupp Stabilität gewünscht. Mit solchen egomanischen und sich selbst überschätzenden Kräften verscheucht man alle, die sich nicht dem Diktat der Bedienung beugen wollen, sondern einfach guten Service schätzen. Gott sei Dank haben wir ja mit den Restaurants Stegfellner, Goldene Sonne und Isar Klause oder dem Bernlochner – zwar eine Preisklasse darüber - attraktive Alternativen.

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